In Thailand gibt es ganz besondere Märkte: durch einige fährt ein Zug, andere schwimmen auf dem Wasser. Ich habe mich auf den Weg nach südöstlich von Bangkok gemacht, um mir die rollenden und schwimmenden Spektakel an meinem letzten Tag in Thailand anzusehen.
Februar 2020 – Es pfeift: Der Zug ist pünktlich. Dann geht alles ganz schnell: Marktbeschicker klappen Sonnensegel ein, ziehen Kisten voller Zitronen und Pak Choi an Containerwände, rollen Regale voller Batik-Tücher aus dem Weg. Die Handgriffe sind routiniert, die Stimmung gelassen. Dann schiebt er sich wie eine rote Wand um die Kurve, rollt schnaufend über die Gleise, die mitten durch den Markt führen. Wieder ein Pfiff, eine Thai-Frau zupft eine Touristin am Shirt, die noch immer mit einem Bein auf den Schienen steht und fotografiert. Im Schritttempo ruckelt das große Gefährt heran, Kameras klicken. Eine fast unerträgliche Hitze strahlt das Zugungetüm ab, als es an den fotografierenden Touristen und wartenden Marktleuten vorbeifährt. Der letzte Waggon ist gerade vorbei, da rollen die Standbetreiber Regale voller Batik-Tücher heraus, ziehen die Kisten mit Pak Choi und Zitronen wieder in die Auslage zurecht und spannen die Sonnensegel auf.
Der Mae Klong Zugmarkt liegt knapp 100 Kilometer süd-westlich von Bangkok. Ob nun der Markt zuerst da war oder die Schienen, weiß ich nicht. Fakt ist: Kisten voller Gemüse stehen direkt bis an die Gleise heran, die gleichzeitig der Laufweg für Besucher sind. Und immer, wenn der Zug kommt – ganze acht Mal am Tag – müssen Beschicker und Besucher Platz machen.

Ein Punkt auf meiner Bucket-List
Vor vielen Jahren habe ich einen Bericht über einen solchen Zugmarkt im Fernsehen gesehen. Faszinierend, dachte ich damals, und setzte ihn auf die Liste der Orte, die ich unbedingt einmal besuchen möchte. Der Markt an sich ist nun nicht spektakulärer als jeder andere Markt auch: Gemüse, Obst, Fisch und Co. – alles ganz frisch. Aber das entspannte Treiben rund um die Zugdurchfahrt ist definitiv sehenswert. Als Besucher muss man übrigens keine Angst haben, vom Zug überrascht zu werden. Die Standbetreiber machen Touristen schon einige (!) Zeit früher auf den Beginn des Spektakels aufmerksam.

Weil ich nur einen Tag in Bangkok hatte, habe ich mich für diesen Ausflug doch noch einmal einer geführten Tour angeschlossen. (Warum ich das eigentlich nicht mehr machen wollte, steht hier.) Im Kleinbus ging es mit der Gruppe zum Damnoen Saduak Floating Market. Und das war richtig cool. Natürlich gab’s auch hier wieder eine große Ansammlung für Touristen, und auch die Verkaufsstände, die entlang von Kanälen gebaut und nur mit Booten erreichbar sind, sind allein für Touristen ausgelegt. Aber das kulinarische Angebot hier ist überragend. Vom Wasser aus verkaufen Händler frisches Kokosnusseis (sehr empfehlenswert). Ganze Küchen samt Wok, Gasflasche und Schälchen voller frischer Zutaten sind in schmale, aber lange Holzboote gebaut. schaukelnd schwimmen sie durch die Kanäle oder liegen am Uferrand vor Anker. Bei den Köchinnen und Köchen sitzt jeder Handgriff: Sie navigieren ihre Boote unfallfrei durch die vollen Kanäle, werfen Zutaten in Suppentöpfe und reichen Schalen mit dampfenden Speisen unfallfrei über das Wasser auf Nachbarboote. Eine wundervolle Szene.

Ich habe hier eine der leckersten Nudelsuppen während meiner gesamten vier Wochen in Thailand gegessen – und das waren einige. Die Preise sind leider leicht an Touristen angepasst, einkaufende Locals sieht man hier im Gegensatz zum Zugmarkt kaum. Ich habe mich in diesem Fall aufs Essen – allein dafür hat es sich schon gelohnt, herzukommen – und Fotografieren konzentriert. Ein guter letzter Tag, den ich während meiner Weltreise in Thailand verbracht habe.

